Leitbild Pétanque?

Philippe Quintais beim Training in Hannover

Karl Wilhelm Göbel schickt mir regelmäßig Beiträge. In der Regel passen die hier nicht rein. Diesen hier veröffentliche ich mal, sozusagen als Diskussionsanregung. Karl Wilhelm geht es um das Ansehen unseres spielerischen Sports in der Öffentlichkeit, damit die allgemeine Nachfrage (Basis, Breitensport) größer wird.

Öffentliche Wirkung: Pétanque
Die Kugelsportarten Kegeln, Billard, Golf und Boule stehen für viele Beobachter in dem Ruf, kein „richtiger Sport“ zu sein. Auf der Site http://www.bouleforum.de existiert seit Jahren ein nicht komplett widerlegter Beitrag eines Schreibers “Mars“, der allerlei Gründe anführt, weshalb „Boule“ kein Sport sei. Ob man den Beitrag ernst nimmt oder nicht. Ok. Satire ist es nicht, Ironie auch nur teilweise. Und, zugegeben, die Argumente genügen wissenschaftlichen Nachprüfungen nicht. Über Jahre hält sich eine derart skandalöse Meinung, wesentlich unwidersprochen. Ein paar reagierende Bouler glauben, mit Finten aus dem Können – Schatz von Fechtern, wären Antworten ausreichend generiert.
Ich behaupte nur, und das sage ich schon seit Jahren, unser Pétanque ist ein „sportliches Spiel“ oder ein „spielerischer Sport“. Für die wohlhabende Öffentlichkeit im reichen Deutschland macht es der Bundesverband richtig, wenn er (zumindest) für lizenzierte Wettkämpfe eine definierte „sportliche Kleidung“ verlangt. Doch Kleidung ist nicht genug, wie wir gleich lesen werden.
Ein Pétanque – Sportler folgte dem Ruf eines renommierten hannoverschen Vereins zum Wochenende, wo weltmeisterliche Pétanque – Spieler aus Südfrankreich in den „Ring“ steigen wollten. Die akrobatischen oder artistischen Darbietungen gelangen überzeugend. Allerdings: Leicht fällt es einem unbefangenen Betrachter nicht, wenn da ein Senior zum Fotoshooting auftritt, dem nicht einmal ein 100 cm – Gürtel passt Und beim BMI gibt er eine miserable Figur ab. Der Jungmann neben ihm könnte vom Habitus her sein Sohn sein, ist er jedoch nicht. Gut, über „Gelsenkirchener Sportleranzüge“, die in Deutschland in bürgerlichen Kreisen aus der Mode gekommenen sind, nach wie vor auf Campingplatzen sehr beliebt, kann man wegen des fehlenden Geschmacks hinwegsehen, zumal die Akteure aus der Umgebung des Hafens Marseille kommen.

Meine Frage: Wer diese beiden Übergewichte sieht, hat der – mal abgesehen von deren kompetentem Sporttun – einen positiven Eindruck vom „Boule“? Wohl kaum. Ein ähnliches Problem hat noch das im Kneipendunst ausgeübte Dart.
Das künftige, positive Leitbild vom Pétanque ließe sich – nur als ein Beispiel, vielleicht als Vorgabe – wie folgt entwickeln:

Entwurf
Jung gebliebene fitte Alte, schlank, freundlich, sportangemessen gekleidet, nicht rauchend, nicht alkoholisiert, die tun was für sich. Das räumliche Umfeld ist grün und gesund.

Wo gibt es das? Bereits beim Golf. Gelebt von fast einer dreiviertel Million Mitglieder in Deutschland. Dort sind unsportliche Figuren selten…

Wir brauchen im Pétanque zugkräftige Leitbilder und keine „Leitkultur“.

Text: Karl Wilhelm Goebel

7 Kommentare

  1. Sollte der DPV Kurse für gesunde Ernährung anbieten?

    Sollte man bei der Anmeldung für Wettkämpfe alle Spieler messen und wiegen und die Startgebühr nach BMI berechnen?

    Wird es nötig sein, einen maximal zulässigen, von Jahr zu Jahr zu reduzierenden BMI festzulegen?

    Was ist mit krankheitsbedingtem Übergewicht?

    Wird die Diskriminierung dicker Menschen zu einem positiven Bild von Pétanque beitragen?

    Ist es nicht gerade schön, dass hier jeder mitmachen und erfolgreich sein kann?

    Das Siegerbild vom Münchner Hofgartenturnier 2016 gesehen?

  2. Ralf Lessander

    Von dem Artikel „Öffentliche Wirkung: Pétanque / Leitbild“ von Karl Wilhelm Göbel distanziere ich mich. Anstatt Werbung für diese Sportart zu machen, schreckt er meiner Meinung nach eher zukünftige
    Interessenten ab. Sich über die Äußerlichkeiten von Menschen auszulassen, halte ich für schlechten Stil und ein Leitbild bezieht sich – wenn überhaupt – nur am Rand mit den Äußerlichkeiten. Die Zeiten, wo anderslautende Meinungen mit einem „basta“ beendet werden, sollten endlich der Vergangenheit angehören.

  3. Karl Wilhelm Goebel

    Es ist wie bei einem Automaten: Man muss nur einen Knopf erwähnen und schon rattern die vorgefassten Meinungen auf die Leserschaft hernieder.
    Niemand hat den „12 fachen Weltmeister“ angegriffen. Die eigentliche Frage (im Text) lautet nur, welche Idealfigur würde den Pétanque-Sport für die weitere Verbreitung wirksam vertreten können.
    Boris Becker war mal eine Leitfigur im Tennis. Steffi Graf „wirkte“ ähnlich auf Frauen. Die sonstigen Heroen im Sport, mit Ausnahme der Gewichtheber manchmal auch die Holzhacker, bringen keine massige Figuren an den Start…
    Von mir angeregt:
    Was ich vertreten muss ist ein Gedankenspiel, für das man, der Verständigung wegen Bilder nutzen muss. Der Bauchumfang von 100 cm ist eine erforschte Gesundheitsgröße und der BMI ist kaum noch bestritten.(Wer wird denn da sogleich in die Luft gehen?)
    Wenn also gesundheitsförderlicher Sport, dann sollte dieser auch zur Gesundhaltung anregen…
    Mit der Person aus Frankreich und „Schwalbe“ hat mein Beitrag nur ganz am Rande, also wirklich nur zufällig zu tun. Die massigen Körper sind eine Zeiterscheinung. Ich wäre dankbar, wenn dieses inszenierte Pseudotheater zu Ende wäre. Stattdessen brauchen wir e Antworten auf die Frage:
    Welches Leitbild fördert das Image von Pétanque?
    Danke.
    .

  4. Sigurd Göbel und Ursula Toepler

    Wir können mit der negativen und teils diffamierend-abfälligen und diskriminierenden Tendenz dieses Artikels nicht konform gehen:
    Wir haben vielmehr beide Spieler kennengelernt als extrem freundlich, zuvorkommend und in den Trainingseinheiten geradezu rührend um ihre Eleven bemüht – sie waren sich beispielsweise nicht zu gut dazu, sogar deren Kugeln aufzuheben (und das noch nach einer 16-stündigen Anfahrt am Freitag!).Auch der Bauch war da keineswegs hinderlich!
    Es ist bestürzend, daß KWG diese so sehr gelungene Veranstaltung mit zwei so herausragenden Botschaftern ihres Sports zum Aufhänger nimmt, sich derart abfällig zu äußern, und das zumal, ohne die Veranstaltung besucht und die beiden erlebt zu haben.
    Auch die abschätzige Bemerkung „aus der Umgebung des Hafens von Marseille“ kann nicht unwidersprochen bleiben, da sie der Phantasie des Autors entsprungen ist. Ich habe in privatem Mailverkehr KWG auf die Vita des aus Chartres stammenden Quintais hingewiesen, trotzdem wiederholt er, jetzt wider besseres Wissen, seine abfällige Bemerkung.
    Wenn dieser Artikel dem Boulesport nützen sollte, hat er nicht nur sein Ziel verfehlt, sondern erreicht eher das Gegenteil. Insoweit können wir den Äußerungen von Wolfgang Fischer nur voll und ganz zustimmen!

  5. Wolfgang Fischer

    Ich für meinen Teil bin fassungslos gewesen, beim Lesen dieser Darstellung zgl. Boule-Sport.
    Nie im Leben würde ich einen Gedanken daran verschwenden, anzunehmen das die Spieler einen „vorgeschriebenen“ maximalen Bauchumfang haben müssen oder dürfen. Gerade die Tatsache das jeder Spieler, egal ob groß oder klein, dick oder dünn, reich oder arm (an Gestalt), sich hier beim Petanque austoben können, spricht für ein hohes Maß an FREIHEIT.
    Persönlich fand ich es besonders interessant zu sehen, das ein 12 facher Weltmeister selbst mit größerem Bauchumfang in die Hocke gehen kann und mit einer nie gesehenen LEICHTIGKEIT seine Kugeln auf den Punkt plaziert, das einem der Atem stillsteht und man den Mund vor Staunen nicht mehr zu bekommt.
    Auch das Tragen der lockeren und leichten Trainingsanzüge hat mich schon irgendwie begeistert, denn Allem voran steht die Kunst im Umgang mit der Kugel und das losgelöst von allen Zwängen bzgl. Kleidung, Körperkult etc.

    Diese hier vorangegangene Darstellung der Spieler ist infam und als Beleidigung anzusehen, was keiner der französischen Gäste verdient hat. Stets waren alle Drei zurückhaltend, niemals aufdringlich oder gar mit Starallüren behaftet.
    Für mich und sicher auch viele andere Teilnehmer war es eine große Bereicherung, diese Weltklassespieler hautnah erleben zu dürfen und das wie gesagt, losgelöst von irgendwelchen Konventionen.

    Ich kann nur hoffen, das den Erstartikel keiner der Gäste zu Gesicht bekommt, denn dann würden wir diese hochkarätigen Spieler sicher auf Grund der Beleidigung / Verunglimpfung nie wieder bei uns als Gäste begrüßen können.

    Auch die Tatsache. das der Verein SCHWALBE so ein hervorragendes Turnier mit der offerierten Trainingsmöglichkeit auf die Beine gestellt hat, verdient größten Respekt und Hochachtung.

    Schnell ist man mit Kritik und Meckerei dabei, nur beim LOB verhält man sich überwiegend sparsam !

    Es ist doch, in meinen Augen, eine wunderbare und zugleich motivierende Sache, zu sehen, das der Boule-Sport Menschen aller couleur zusammenbringt und im Spiel vereint.

    Anders wird es hoffentlich auch nie werden.

    Ok, soweit meine persönliche Meinung zu dem ERSTBERICHT

    Wolfgang Fischer

  6. Karl Wilhelm Goebel

    Hallo, Nils, wenn wir die Historie in den Fokus nehmen, dann ist Dein Aspekt irgendwie nachvollziehbar. Um der Wahrheit willen müssten wir dann die Frage stellen: Wo dieser Gesichtspunkt, dieses Kriterium wirklich gelebt wird. Sind das nicht Lippenbekenntnisse?
    Die Leistungsligen bis hin zu einer Pétanque – Bundesliga sprechen zumindest einen anderen „Dialekt“, um nicht „andere Sprache“ zu sagen.
    Wer jedoch „Sport“ mit Schlanksein und Gesundheit assoziiert und um die breite Akzeptanz weiß. der spricht sich für ein diese Bedingungen spiegelndes Leitbild aus.
    Gern lese ich auch andere Meinungen.

  7. Hallo Karl Wilhelm.
    Wenn Pétanque eine Außenwirkung hätte wie Golf, dann wäre es nicht mehr mein „spielerischer Sport“. Entstanden als eine Variante des Boulespiels, die auch Behinderte nicht ausschließt, geht es gerade nicht darum, eine sportliche Figur zu machen. Vielmehr sind es Integration, Barrierefreiheit und die Vielfalt der Akteure, die die Attraktivität von Pétanque ausmachen. Jeder kann mitmachen … auch ohne Trainingsanzug.
    Gruß Nils

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